05.12.2019      Gesundheitsmarkt      Branchen-News      Gastautor: Miriam Mirza

E-Health in der Notfallmedizin

In der Notfallmedizin spielten E-Health und die Telemedizin bisher noch keine besonders große Rolle. Das ändert sich jedoch gerade. Es gibt immer mehr Initiativen und Projekte, die daran arbeiten, E-Health-Dienste in die notfallmedizinische Versorgung einzubringen.

Via E-Health Patienten auf Kliniken verteilen

In einem Notfall ist es wichtig, Patienten so schnell wie möglich in das nächstgelegene Krankenhaus zu bringen. Doch oft haben Krankenhäuser Probleme mit Überbelegungen und zu wenig Kapazitäten. An dieser Stelle kann E-Health helfen, beispielsweise mit Anwendungen, mit denen sich die Träger der präklinischen und klinischen Patientenversorgung jederzeit in Echtzeit über die aktuelle Behandlungs- und Versorgungsmöglichkeiten der Krankenhäuser austauschen können. Die Vorteile: Patienten können effektiv auf passende und aufnahmebereite Kliniken verteilt werden und die Krankenhäuser erhalten im Vorfeld schon erste wichtige Informationen wie Eintreffzeit, Diagnose und Behandlungsdringlichkeit.

 

Auch in den Krankenhäusern selbst kann der Einsatz von Technik die Notfallversorgung verbessern. In Zeiten von überlasteten Notaufnahmen gibt es immer wieder Ansätze, die Telemedizin unterstützend einzusetzen. Ein Anwendungsszenario ist das Implementieren von Videosprechstunden. Denn viele Patienten, die in Notfalleinrichtungen kommen, sind keine echten Notfälle. Ihnen könnte häufig mit einer Telekonsultation geholfen werden. Damit könnten personelle Kapazitäten für echte Notfälle freigehalten werden. Kürzlich veröffentlichte eine Wissenschaftlerin die Ergebnisse einer umfangreichen Befragung, in der sie der praktischen Umsetzbarkeit notfallmäßiger Videosprechstunden nachging. Das Ergebnis zeigte, dass sich jeder fünfte befragte Patient eine Videosprechstunde als Alternative zu der persönlichen Vorstellung in einer Notfalleinrichtung vorstellen kann. Ein erster Anfang, mit dem Kliniken arbeiten könnten.

Mit Telenotarzt am Unfalleinsatzort

In vielen Teilen Deutschlands hat man bereits Erfahrungen mit dem Einsatz eines Telenotarztes gemacht. Dabei wird in Rettungswägen, die nicht mit Notärzten besetzt sind, eine Verbindung zu einem Telenotarzt hergestellt. Das kann beispielsweise über Knopfdruck passieren, den die Rettungsassistenten oder Notfallsanitäter drücken. Darüber wird eine Sprach- oder Videoverbindung zum Telenotarztzentrum hergestellt.

 

Darüber hinaus wird an weiteren Kommunikationswegen gearbeitet. In Aachen etwa wurden bereits Datenbrillen getestet, die es den Rettungskräften leichter machen sollen, die Verletzungen der Unfallopfer einzuschätzen und entsprechend zu klassifizieren. Die Brillen übertragen das, was die Einsatzkräfte sehen, an die Telenotärzte. Gleichzeitig erhalten diese Zugriff auf Checklisten und Leitlinien, die ihnen bei der Entscheidung helfen, welche Opfer am dringendsten Hilfe brauchen. Ob nun über eine Verbindung im Rettungswagen oder über die Datenbrille, in allen Fällen werden die gesammelten Informationen an den diensthabenden Telenotarzt gesendet, der diese dann beurteilt und so Kräften vor Ort bei der Behandlung Unterstützung bieten kann.

Digitale Daten aus dem Rettungswagen ins KIS

In Hamburg sind beispielsweise sämtliche Notfallkrankenhäuser an das Feuerwehrsystem NIDA angeschlossen, das die digitale Einsatzdokumentation und Voranmeldung in der Klinik ermöglicht. Es stellt ein Patientenprotokoll mit Messwerten wie Puls, Blutdruck, Informationen zur Erkrankung oder Verletzung, zum Geschehen und Hergang sowie den rettungsdienstlichen Maßnahmen zur Verfügung. Auch EKG-Aufzeichnungen und der Medikationsplan des Patienten können übermittelt werden. Bislang gibt es jedoch noch immer einen Medienbruch, weil das übermittelte Patientenprotokoll aus NIDA ausgedruckt und anschließend zur digitalen Patientenakte im KIS wieder eingescannt werden musste. Seit September werden im Asklepios Klinikum in Harburg die Patientenprotokolle digital aus dem Rettungswagen in die Notaufnahme und danach auch in die digitale Patientenakte übertragen. Andere Asklepios Kliniken in Hamburg werden zeitnah folgen. Die papierlose Datenübermittlung ist deutlich schneller, sehr viel sicherer für den Patienten - und sie schont die Umwelt.

 

Die digitale Vernetzung von Rettungsdienst, Krankenhaus und Leitstelle ist ein zentrales Ziel von E-Health in der Notfallversorgung. Immer geht es dabei um die Steigerung von Qualität und Effizienz in der Versorgung. Der Einsatz neuer Technologien ermöglicht es, eine gute medizinische Versorgungsqualität bei knappen Ressourcen sicherzustellen.

Über den Autor

Die Journalistin Miriam Mirza hat Germanistik und Anglistik studiert und arbeitet als Fachredakteurin für das Magazin E-HEALTH-COM. Sie schreibt unregelmäßig als Gastautorin für das Magazin.

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