11.09.2019      Gesundheitsmarkt      Branchen-News      Gastautor: Miriam Mirza

Die Personalisierung der Medizin

Die Medizin von heute wird immer individualisierter – die Technik macht es möglich! Der Fortschritt, die Digitalisierung und der Einsatz von immer mehr IT haben in den letzten Jahren zu entscheidenden Veränderungen in der Medizin geführt.

Das verlangt von Ärzten, Patienten und Kostenträgern ein Umdenken und auch die Etablierung neuer Arbeitsweisen. Im Ganzen jedoch profitieren alle Beteiligten davon, bietet die Technik doch die Möglichkeit, Diagnosen oder Therapien auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten zuzuschneiden.

 

Was ist personalisierte Medizin?

 

Die personalisierte - oder auch individualisierte - Medizin ersetzt nicht etwa herkömmliche Diagnoseverfahren, vielmehr ist es ein ergänzendes Behandlungskonzept, das den Patienten schneller zu einer optimalen Therapie verhelfen soll. Dies soll durch das Einbeziehen weiterer Tests, die über die reguläre Untersuchung des Patienten (Differentialdiagnose des Arztes) hinausgehen, erreicht werden. Die Ergebnisse bestimmen dann die Wahl des geeigneten Therapeutikums und/oder der optimalen Dosis für den Patienten und/oder die Kontrolle des Therapiefortschritts.

 

Die Tests sollen Aufschluss über die zahlreichen individuellen Faktoren geben, die die Gesundheit und mögliche Krankheitsverläufe beeinflussen. Dazu gehören etwa Erbgut, Lebensstil, Geschlecht und Alter. Bei der Datenerhebung und -analyse spielt die IT eine wichtige Rolle. Mit ihrer Hilfe können große Datenmengen aufgenommen, verarbeitet und sinnvoll analysiert werden.

 

Differenziertere Therapien für die Patienten

 

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse werden maßgeschneiderte Pharmakotherapien entwickelt, die zusätzlich zum speziellen Krankheitsbild die individuelle physiologische Konstitution und geschlechtsspezifische Wirkeigenschaften von Medikamenten berücksichtigen. Darüber hinaus ist man heute bereits in der Lage, moderne Biomarker zu identifizieren, die Aufschluss über individuelle molekularbiologische Konstellationen geben. Diese hängen beispielsweise vom Genom des Patienten ab und reagieren unter Umständen unterschiedlich auf bestimmte Medikamente. Sind genügend Daten analysiert worden, ist es möglich, Patienten in geeignete Patientengruppen aufzuteilen und differenziertere Therapien zu entwickeln.

 

Bereits heute ist die personalisierte Medizin im Einsatz: So sind zum Beispiel bei einer bestimmten Form der Hepatitis-C-Infektion individuelle Therapien verfügbar. Das ist möglich, weil molekularbiologische Wissenschaftler das menschliche Genom an eben jener Stelle so weit entschlüsselt haben, dass man in der Folge für jeden Betroffenen die genetisch passende Therapie anwenden kann.

 

Neue Standards, internationale Projekte

 

Um die Vorteile individualisierter Medizin nutzen zu können, braucht es neue Verfahren und Forschungsprojekte, die wiederum standardisiert werden müssen - auch auf internationaler Ebene. Derzeit beteiligt sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung an dem EU-Projekt „Personalised medicine 2020 and beyond“. 27 Partner aus 14 Ländern entwickeln gemeinsame Empfehlungen für die Gesundheitsforschung, die medizinische Versorgung sowie die Leistungserbringer. Ziel ist es, die Koordinierungsbemühungen zwischen den wichtigsten europäischen Interessengruppen zu intensivieren, Synergien herzustellen und Doppelarbeit oder Wettbewerb zu vermeiden.

Über den Autor

Die Journalistin Miriam Mirza hat Germanistik und Anglistik studiert und arbeitet als Fachredakteurin für das Magazin E-HEALTH-COM. Sie schreibt unregelmäßig als Gastautorin für das Magazin.

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